Traditionelle Tibetische Medizin
Bön-Kultur
Ich, Master Yin-Loh, werde Ihnen einiges in Funktion als TTM und Bön-Kultur Ausführende erklären, für ein besseres Verständnis meiner Arbeit. Dazu bediene ich mich zuerst aus dem Buch der tibetischen Medizin.
Geschrieben von:
Erste Ausführung:
Dr. Sathya Bernhard bin Sajf
Mag. Wolfgang Bernhard bin Sajf
Mag. Sabine Knoll
Und als zweites aus meiner eigenen Erfahrung:
Die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) weist eine über 2.500 Jahre vorwiegend buddhistisch geprägte Geschichte auf. Das buddhistische Weltbild ist von ihr ebensowenig zu trennen, wie die Naturverbundenheit der Menschen im tibetischen Hochland, in dem sich dieses Heilsystem entwickelte. Vieles mutet sehr fremd an für den westlich verstandesgeprägten Menschen. Das Zeitalter der Naturwissenschaften hat seine Sporen hinterlassen. Doch tief im Herzen wohnt eine Sehnsucht nach Ganzheit und Spiritualität, nach einer Ungetrenntheit von den geistigen Prinzipien und der Verbindung mit unserer Seele.
Diese Sehnsucht spüren immer mehr Menschen im Westen, auch nach Heil-
systemen, die dieser Ganzheit Rechnung tragen. Die TTM kann neue Zugänge zu Körper, Seele und Geist eröffnen, kann Denkanstösse liefern und ganz konkret – in Bezug auf das Archetypen – Meridian – System – einen neuen Blickwinkel auf altes Wissen eröffnen. Die Welt der Meridiane und der fünf Elemente ist noch abstrakt für viele, über die archetypischen Erscheinungsformen spannt sich eine Brücke in die westliche Welt des Empfindens. Sie zu betreten ermöglicht, altes traditionelles Wissen neu zu interpretieren und auf einfach verständliche Weise in ein westliches Heilsystem unterstützend zu integrieren.
Bön-Kultur – Die schamanischen Wurzeln
Der Ursprung der schamanischen Heilarbeit in Tibet liegt im Dunkeln der Vorzeit. Heilkundige der Nomadenvölker im Hochland des Himalaya lernten durch ihre Naturverbundenheit die Gesetzmässigkeit des Lebens. Sie begriffen alles Bestehende als beseelt und kommunizierten mit den innewohnenden Geistwesen. Als Schamanen/innen waren sie Wanderer zwischen den Welten der geistigen und der irdischen Welt.
Im Laufe der Jahrhunderte vereinigten sich die Nomadenstämme zu grösseren Gemeinschaften und die Bön-Kultur und –(Religion, die ich nicht praktiziere) begann sich zu entwickeln. Das schamanisch-ganzheitliche Heilsystem blieb erhalten und wurde immer mehr verfeinert. Die Weltsicht dieser Menschen beinhaltete die Einheit von Himmel, Luft und Erde, war von Wesenheiten bevölkert, von Geistern, Dämonen, Licht- und Schattenwesen.
Die Heilkundigen dieser Tradition nannten sich gShen und widmeten sich der Heilung von Körper, Seele und Geist. Ihre Arbeit war von den spirituellen Wurzeln des Bön nicht zu trennen. Krankheit entstand nach ihrer Ansicht aus einem Ungleichgewicht der Elemente Himmel, Luft und Erde im Menschen. Heilung bestand in der Wiederherstellung der Balance dieser Kräfte und war immer auch eine Gesundung im ganzheitlich-spirituellen Sinne. Die gShen versetzten sich durch Kräuter, Tanz und Gesänge in Trance und wirkten mit den Geistwesen und den Ahnen zusammen. Heilung musste immer vom Geist ausgehen und nicht von äussern Substanzen oder anderen Hilfsmitteln.
Diese schamanische Wurzeln der TTM reichen mindestens 2.500 Jahre in die Vergangenheit. Damals lebte Buddha in Indien, Lao-tse und Konfuzius wirkten in China, und Thales von Milet reiste aus dem antiken Griechenland unter anderem nach Aegypten auf der Suche nach den alten Heilmethoden. Sie alle sollten die Traditionelle Tibetische Medizin bereichern.
Ayurveda- Die indische Wurzeln
Zur Zeit der Entstehung der Bön-Kultur existierte in Indien bereits eine Jahrtausende alte Kultur und Heilmethode, aufgezeichnet als Ayurveda, einen Bestandteil der Veden, der heiligen Schriften des Hinduismus. Sie entstanden etwa um 1.500 vor unserer Zeitrechnung und der Legende nach soll der Schöpfergott Brahma die bis heute gültige Heilkunst sieben Weisen in 100.000 Versen übermittelt haben.
Taoismus, Konfuzianismus –
Die chinesischen Wurzeln
Wie auch Indien blickte China auf eine hoch entwickelte Jahrtausende alte Heilkunst zurück. Schon 3.000 Jahre vor Christus soll das „Nei Jing“, der medizinische Kanon des „Gelben Kaisers“ Huang Di entstanden sein, das die TCM begründete. Und in 4.000 Jahre alten chinesischen Gräbern wurden bei archäologischen Grabungen Akupunkturnadeln entdeckt.
Geschichtswissenschaftler datieren die Niederschrift des „Nei Jing“ auf die Zeit um 500 vor Christus. In dieser Zeit lebten in China auch Lao-tse, der Begründer des Taoismus und Verfasser des „Tao Te King ( Dao De Ging)“, sowie Konfuzius, dem eine Bearbeitung und Kommentierung des „ I Ging“ (Buch der Wandlungen) zu geschrieben wird. Darin sind die beiden polaren Urkräfte Yin und Yang, die fünf Wandlungsphasen ( Elemente ) und die Vorstellung von einer alles durchdringen- den Energie bereits enthalten. Die Elementelehre floss später auch in die TTM ein und ist von wesentlicher Bedeutung für die Arzneiherstellung und Ernährungslehre.
Sowohl in der TC wie in der TM spielt das Zusammenwirken der fünf Elemente und der Fluss der Energie in den Meridianen, den Energieleitbahnen des Körpers, eine zentrale Rolle. Alle Therapien zielen letztlich darauf ab, die Elemente in Balance zu halten und den Energiestrom im Körper anzuregen.
Wie kam es überhaupt zur TTM?
Wo liegen die Wurzeln?
Kurzfassung der Geschichte:
Etwa 700 Jahre nach Buddha besuchten zwei buddhistische indische Aerzte den Fürsten Nyen Tsen in Tibet. Sie verbreiteten die buddhistischen Lehren und die ayurvedische Heilkunde. So begann der Austausch der kulturellen Errungenschaften diesseits und jenseits des Himalaya . Einer der beiden Aerzte soll eine Tochter des Fürsten geheiratet haben. Aus ihrer Ehe entstammte Dhung-gi Thor-chock, der erste Arzt der TTM. Er war sowohl von seinem Vater, als auch vom höchsten gShen seines Landes in Heilkunde unterwiesen worden und verband die schamanischen und buddhistischen Wurzeln in sich. Auf ihn beziehen sich die wichtigsten Diagnosen – und Behandlungsmethoden der TTM, die mündlich weitergegeben wurden.
500 Jahre später, im 7. Jahrhundert nach Christus, wurde Tibet unter König sRong bRtsan sGampo zum buddhistischen Königreich. Tibet stand über die Seidenstrasse mit allen Kulturen Asiens und Osteuropas in Verbindung, darunter auch China und Nepal, den Heimatländer der beiden Frauen des Königs. Beide waren Buddhistinnen und an der Heilkunde interessiert. Auf ihre Anregung hin, lud der König Aerzte aus Indien, China die Mongolei und Persien( dem heutigen Iran) an den tibetischen Königshof ein.
Im Jahr 708 n. Ch. wurden der tibetische König sRong Deutsen und sein Ziehbruder Yuthok Yonten Kongpo, der tibetische „Heilige der Medizin“ geboren. Yuthok unternahm Studienreisen nach Indien, China und Nepal, brachte die neuesten Erkenntnisse der Heilkunde mit nach Tibet und berief mit König sRong Deutsen schliesslich den ersten internationalen Medizinkongress ein. Sie kamen aus verschiedenen Ländern. Indien, China Nepal,, der Mongolei aus Persien und Turkestan um zu lehren und Wissen aus zu tauschen.
Jahrhundertlang herrschte eine finstere Zeit in Tibet und erst im 10. Jahrhundert eroberte Nepal einen Teil Tibets zurück. Unter König Ye-she begann der Buddhismus neu aufzuleben.
Auch die tibetische Heilkunst erlebte eine neue Blütezeit unter Yuthok dem Jüngerem (1126-1202) der als der grösste tibetische Arzt bis heute verehrt wird. Auf ihn gehen zahlreiche medizinische Schriften wie etwa die „ Geschichte der tibetischen Medizin“ zurück sowie eine Ueberarbeitung der „vier Tantras“.
Ein tibetischer Lama, Sakya Pandita der, mit der auch in der Mongolei verbreiteten Bön-Kultur und dem Wissen um die Meridiane vertraut war, heilte Dschingis Khan von einer schweren Krankheit worauf er zum Hofarzt ernannt wurde. Auf diese Weise verbreitete sich die TTM mit Unterstützung der Mongolei weit über die Grenzen Tibets hinaus.
Nun wissen wir auch woher die Bezeichnung Amchi/Amchilla (Arzt/Aerztin) stammt. Aus der Mongolei. Und heute noch werden die Aerzte/innen Amchi/Amchilla genannt. Neben der TTM wird auch Somatologie, die Lehre vom Körper, auch die Psychologie und Philosophie, die Kräuterkunde und Astrologie gelehrt.
Wichtigster Bestandteil der Grundausbildung sind die erwähnten Vier Tantras, das Wurzel-Tantra, das erklärende Tantra der fünften Essenz und das nachfolgende Tantra. Sie enthalten die Grundlagen der Krankheitslehre, die drei Prinzipien, Symptome und Ursachen von Erkrankungen, die Konstitutionstypen, Diagnose- und Behandlungsform, die buddhistischen Wurzeln und vieles mehr, darunter auch einige Geheimlehren.
In der TTM wird Körper, Seele und Geist bei der Diagnostik immer
als Einheit gesehen und niemals getrennt.
Aus diesem heraus entsteht das Bestreben, den Menschen in Mitgefühl und Nächstenliebe zu dienen. Das Beinhaltet nicht nur das Heilen von Krankheiten, sondern auch die Erweiterung und Stärkung des Bewusstseins. Amchis /Amchillas sind Vorbilder für ein harmonisches Leben nach den buddhistischen Prinzipien auf dem Weg zur Erleuchtung und der Berufung aus dem Rad der Wiedergeburten.
Einer der grossen Amchis und ehemaliger Leibarzt
des 14. Dalai Lama war der
2001 verstorbene TENZIN CHOEDRAK.
( war übrigens auch ein Jahr lang mein Lehrer)
Hiermit beschliesse ich die erste Ausführung
Zweite Ausführung: eigene Erfahrungen
Seit zwanzig Jahren praktiziere ich die TTM und die Bön-Kultur.
Es ist schon erstaunlich und immer wieder spannend und interessant mit wie vielen Elementen ich schon in Berührung gekommen bin. Facetten, die immer eine neue Perspektive aufrühren und mich des Öfteren, wie ein Kind, neugierig auf die jeweiligen Ausführungen macht.
Viele Menschen sind in die Praxis gekommen und wieder gegangen. Einige Traurig, andere Fröhlich , aber die aller Meisten jedoch Glücklich. Was gibt es schöneres als glückliche Menschen.
Denn Glück ist unser Geburtsrecht.
Wenn ich auf all die Jahre zurückschaue , was ich schon alles Erreichen durfte, so freue ich mich auf die Nächsten zwanzig Jahre mit Ihnen die genauso interessiert und neugierig sind auf meine Tätigkeiten als TTM Amchilla
und Bön-Kultur Ausübende.
Im Dharma
Master Yin-Loh